Aus Transformationserfahrungen für die Zukunft zu lernen
Wie sieht die ostdeutsche Transformation der Landwirtschaft 30 Jahre danach aus?
Im Rahmen des Projektes Wendezeiten, gefördert durch die Hans-Böckler Stiftung, durchgeführt vom PECO-Institut, diskutierten 5 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter über den Transformationsprozess der DDR Landwirtschaft in die westdeutsche Landwirtschaft sowie die Integration der GLNF in die GGLF. Wie verlief die Umstrukturierung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und der Verkauf der Volkseigenen Staatsgüter durch die Treuhandanstalt? Klaus Jeremies berichtete über die Lohnfindungen in der DDR Landwirtschaft, den Diskussionen zwischen der Gewerkschaft Land- Nahrungsgüter Forst (GLNF) im FDGB und dem zuständigen Ministerium bzw. der staatlichen Plankommission. Karl-Michael Bormann wies daraufhin, dass es in den LPG’en nicht nur Genossenschaftsbauern gab, sondern auch „normale“ Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die von der GLNF vertreten worden sind. Da diese Beschäftigten nur selten den Weg in die GGLF fanden, konnten sie nur unzureichend vor den sozialen Folgen der Umstrukturierung geschützt werden. Peter Hinze beschrieb die Situation der Landwirtschaftlichen Betriebe in der Wendezeit. Die Betriebe hatten, häufig per Vertrag mit der Kommune auch kommunale Aufgaben wie den Betrieb von Kindergärten, Schneeräumen, Wohnungsversorgung für die Beschäftigten etc... Die dort Beschäftigten wurden, so sie nicht von einem Sozialtarifvertrag erfasst oder von der Gewerkschaft betreut worden sind ohne Abfindung entlassen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Expertengesprächs war die Arbeit der GGLF in Zeiten der Transformation, insbesondere bei den Staatsgütern. Unser Beiratsmitglied Astrid Gehrke hat die Umstrukturierung bei den Berliner Stadtgüter als Betriebsrätin erlebt. Das Land Berlin, einst der größte Landwirtschaftliche Betrieb Deutschlands hat damals viele landwirtschaftlichen Flächen auf 50 Jahre verpachtet. Sie kritisierte, dass das Land Berlin heute im Zeichen verstärkter Anstrengung für Ökologie und soziale Aspekte in der Landwirtschaft für mehrere Jahrzehnte keine Einflussmöglichkeiten mehr auf Flächen und Betriebe hat. Positiv bewertete sie den Qualifizierungsfonds Land- und Forstwirtschaft (QLF). Mit dieser Förderung konnten gemeinsam zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsführung eine Weiterbildung zum Immobilienkaufmann, bzw. zur Immobilienkauffrau durchgeführt werden. von dem die Kolleginnen und Kollegen noch heute profitieren. Kätchen Nowak kritisierte in diesem Zusammenhang die Arbeitgeberverbände in der Land- und Forstwirtschaft. Sie haben den tarifvertraglich vereinbarten QLF nicht mehr verlängert. Sie wollten nicht, dass die Gewerkschaft berufliche Bildungsmaßnahmen selbst angeboten und durchgeführt haben.
Neben dem Aspekt der Wissenschaft zu dienen freuten sich die Kolleginnen und Kollegen sich einmal wieder zu treffen und bei einem abendlichen Bier miteinander zu diskutieren.